Dinge die man tunlichst unterlassen sollte: Sich Wissen aneignen auf das man nicht scharf ist. Vor drei Tagen war es mal wieder so weit. Zufällig stolperte ich beim Stöbern im Netz über einen Artikel über luzide Träume und wie man diese angeblich steuern oder wenigstens erkennen soll. Ein, zwei Suchanfragen später fanden sich noch weitere Seiten zu dem Thema, die sich in verschiedenen Punkten gegenseitig bestätigten.
Wer sich in einem Traum wiederfände, solle anhand sogenannter Realitätschecks überprüfen ob man auch wirklich träume. Dafür gäbe es verschiedene Anzeichen. Die häufigsten Beispiele für einen zuverlässigen Test waren den Artikeln nach folgende:
Lichtschalter: Angeblich sollen Lichtschalter in Träumen nicht wie vorgesehen funktionieren. Wenn man einen Schalter im Traum benutze, so soll entweder gar nichts passieren, oder etwas das nicht dem typischen ein- oder ausschalten des Lichts entspräche.
Schnelles Drehen: Einmal schnell im Kreis drehen soll dafür sorgen, dass sich die Szenerie entweder komplett verändert, oder aber sich nicht, falsch herum oder noch länger mit dem Blickfeld dreht. Diese Technik beschrieben viele Texte als einen Weg gezielt in eine andere Szene zu wechseln.
Wiederholte Blicke auf eine Uhr oder in einen Spiegel: Sofern vorhanden, solle man einen kurzen Blick auf die Uhr werfen. Meist reicht schon der erste Blick um Anomalitäten fest zu stellen. Spätestens wenn man den Blick abwendet, kurz an etwas denkt und wieder auf die Uhr blickt, soll im Falle eines Traumes die Wahrnehmung gestört werden. Dies könne entweder ein unrealistisch großer Zeitsprung sein, mehrere Zeiger, oder wirre Symbole und Formen anstelle von Zahlen auf dem Ziffernblatt. Mit einer Digitaluhr soll dies noch besser erkennbar sein. Angeblich kann eine Uhr in Träumen kein realistisches Verhalten aufweisen. Bei Spiegeln sieht es ähnlich aus. Wiederholte Blicke in den Spiegel verändern das was man sieht. Manches Mal stark deformiert oder von Nebeln umhüllt. Allein vom Lesen her wäre ein Blick in den Spiegel meine letzte Wahl. Ich glaube nicht dass das was man dort sehen würde, nicht für einen Alptraum reichen könnte.
Hände: Kurze Blicke auf Hände solle man werfen. Diese seien aus unerfindlichen Gründen praktisch immer besonders seltsam. Man solle komische Farben erkennen, deutlich mehr oder weniger Finger zählen oder andere Auffälligkeiten wahrnehmen können. Angeblich seien Hände das „mit Abstand Schrägste“ in Träumen.
Unnatürliche Farben: Grüner Himmel, lilafarbene Haut, Gegenstände die ihre Farbe und auch Größe ändern? Mit eines der häufigsten Anzeichen für einen Traum.
Wer sich stärker in Wachträume versetzen und diese gegebenen Falles sogar zu steuern beabsichtige, müsse sich diese und andere Realitätschecks angewöhnen. In ganz alltäglichen Situationen, solle man bei jeder sich bietenden Gelegenheit mehrere Checks durchführen wenn möglich, damit sich dieses Verhalten auch auf das Verhalten in Träumen projizieren könne. Wichtig sei dabei mit der Erwartung an ein unrealistisches Ergebnis heran zu gehen und wenn möglich stets mehrere Checks durch zu führen, da das Gehirn sonst in der Lage sei im Traum ein realistisches Ergebnis vor zu gaukeln.
Erschreckende Erkenntnis im Traum
An das Thema habe ich nach lesen der Artikel keinen Gedanken mehr verschwendet und mich wieder der Arbeit und später dem Feierabend gewidmet. Trotzdem wachte ich Stunden später um halb fünf Morgens auf. Es war nicht nur ein erwachen, ich schreckte regelrecht in die Höhe. Ein Verhalten das ich in der Form selbst bei Alpträumen noch nicht kannte.
War es ein Wachtraum den ich hatte? Es war auf jeden Fall ein erschreckend lebhafter Traum, bei dem ich mich an viele Details erinnern konnte. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr. Nur an sehr wenige Träume vermochte ich mich länger als einen Tag lang zu erinnern. Die meisten davon liegen in meiner Kindheit, also schon etliche Jahre zurück.
Vom Traum habe ich sehr viel mehr Handlung behalten. Schildern werde ich nur den letzten Teil, bei dem mir klar wurde dass es sich um einen Traum handeln musste. War mir dies bereits im Traum bewusst? Ich dachte ja, aber der Eindruck kann natürlich täuschen. Auf einer Reise im heimischen Supermarkt zurück gekehrt, wollte ich Vorräte für eine Reise besorgen.
Ein Modell zum Zeitvertreib sollte es sein. Plastikmodelle von Flugzeugen, Helikoptern oder Panzern habe ich in der Kindheit oft und dann nie wieder zusammen geklebt. Beschäftigt oder auch nur gesehen, habe ich diese Modelle seit bestimmt 12 Jahren nicht mehr. Und trotzdem stand ich im Supermarkt vor einer Tiefkühltruhe und wühlte neben gefrorenen Pommes und Schnitzeln durch die spärliche Auswahl an Flugzeug- und Panzermodellen auf der Suche nach einem Helikopter. Ich fand keinen und wurde schon stutzig, dass jedes Mal wenn ich mich kurz abwandte und die Truhe daraufhin erneut durchwühlte, andere Modelle in dieser zu liegen schienen.
Für ein Modell habe ich mich nicht entschieden. Statt dessen ging es mit einer Flasche Cola und zwei Baguettes zur Kasse. Die Waren über das Band gezogen und bezahlt, murmelte ich davon dass eine Flasche fehlen würde. Die Kassiererin meinte mit schnippigen Tonfall dass die doch „draußen“ stünden. Was folgte wirkte sehr verstörend. Nach hinten gebeugt um durch die Türen des Supermarktes zu blicken, erspähte ich in einem unnatürlichen Dunkel zwei Flaschen allein auf dem Platz vor dem Supermarkt stehen, während einzelne Passanten anteilnahmslos daran vorbei liefen. In diesem Augenblick wurde mir mulmig im Bauch. Das Bild wirkte wie aus einem Horrorfilm.
Ich nahm das Baguette an mich, das ich plötzlich aus einer Art Ofen aus dem unteren Teil des Förderbandes heraus zog. Aus der gewöhnlichen Länge, wurde ein bestimmt eineinhalb Meter langes Stück Brot das ich nach und nach unter der Kasse hervor zog. Dabei fiel mein Blick unweigerlich auf meine Hände. Nur ein kurzer Blick, kaum eine Sekunde. Mein Verstand schrie bereits „Schau nicht hin, sieh weg!“. Was ich erspähen konnte wirkte eigentlich nicht sonderlich dramatisch. Es sah aus wie normale Hände, nur dass unterhalb der Handgelenke die Haut an beiden Seiten merkwürdig gespreizt abstand. Es wirkte so als wären meine Hände nur Handschuhe die ich trug. Wenige Augenblicke später ein zweiter flüchtiger Blick. Abermals sah ich diese merkwürdigen Auswüchse. In dem Augenblick riss ich die Augen auf und saß aufrecht in meinem Bett.
So belanglos die Szenen und Bilder für einen Traum auch sein mochten, sie haben sich mir ins Gedächtnis gebrannt. Wann ich zuletzt etwas träumte das mich in diesem Ausmaß verstörte, weiß ich nicht mehr. Wann ich mich zuletzt an so viele Details (wie gesagt habe ich nur den kleinen, letzten Teil einer langen Traumkette beschrieben) erinnern konnte, weiß ich gar nicht. Von allen Erinnerungen waren keine so zahlreich, meist war es nur eine einzige, kurze Szene, keine Verkettung mehrerer aufeinander aufbauender.
Für mich steht fest: Egal wie schwachsinnig oder wahr Texte zu Träumen auch sein mögen, ich sollte in Zukunft die Finger davon lassen, wenn ich gedenke Nachts ruhig zu schlafen.
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