Alles in Allem war die Woche keine sonderlich Gute. Ein gewaltiger Stapel an Arbeit, Arbeit von jener Sorte die zu den lästigen Pflichten und nicht dem Beruf gehört. Die im letzten Beitrag geschilderte Verwechslung, die nach wie vor tierisch unangenehm ist und den knurrenden Magen ignorieren lässt. Und die Woche begann bereits mit einer Katastrophe die ich so meine Lebtage noch nicht erlebt habe.
Die Arbeit die zu erledigen war schien eigentlich eine Lapalie der man keine weitere Beachtung zu schenken braucht. Eine seit fünf Jahren von Hand gepflegte Seite war kürzlich umgezogen. Wie nach einigen Wochen festgestellt wurde, liesen sich einige Seiten nicht mehr aufrufen. Grund dafür waren ß-Buchstaben die in den Adressen vor kamen und vom neuen Server nicht angenommen wurden.
Die Aufgabe war denkbar einfach: Aus den ß sollte ss werden, damit die Adressen wieder korrekt aufgelöst werden konnten. Die Seite bestand überwiegend aus Bildergalerien. Wenig Text, dafür an die fünftausend Bilder. Wenn überhaupt dann kam ß in einem Text kaum mehr als eine handvoll mal vor. Die naheliegende Praxis war es demnach alle Dateien nach einem ß zu durchsuchen und automatisch mit ss zu ersetzen. Suche und Ersetze als Programmfunktion leistet hier in der Regel zuverlässige Arbeit.
Mein fataler Fehler war ausgerechnet dafür zu Notepad++ zu greifen. Früher habe ich ausschließlich Dreamweaver genutzt. Da die meisten Codearbeiten aber unter Notepad++ schneller von statten gehen, habe ich vor einigen Monaten gewechselt. Und das war der Fehler. Denn so vertraute ich blind auf bekannte Handgriffe und übersah eine wichtige Einstellung.
Hätte ich skeptisch werden sollen als nach vollbrachter Arbeit etliche hundertausend Treffer bearbeitet worden waren und das Programm gut eine halbe Stunde gerechnet hatte? Eigentlich schon. Aber es war das erste Mal dass ich diese Arbeit mit Notepad++ tätigte und was sollte schon groß schief gehen?
Das Schicksal nahm seinen Lauf
Eine Menge wie ich keine 5 Minuten später feststellen musste. Dateien gepackt und hochgeladen, damit die Kleinigkeit erledigt wäre. Noch kurz checken ob jetzt alles passt und ich wurde stutzig. Hatte der Browser die Bilder und das Layout zerschossen? Soll vorkommen, auch wenn ich es so extrem noch nicht erlebt hatte. Aber irgendwann ist es immer das erste Mal. Aber auch das Leeren des Browsercache brachte keinen Erfolg. Also noch einmal hochgeladen, vielleicht gab es da eine Macke. Nein auch nichts.
Jetzt wurde mir mulmig. Die Dateien noch einmal angeschaut, wirkte alles normal. Hatte ich beim letzten Backup vielleicht ein Problem und deswegen kaputte Bilder? Nein, das Problem war viel schlimmer. Ich hatte zwei wesentliche Dinge übersehen. Zum einen war dies der Dateityp. Von Dreamweaver war ich es gewohnt, dass das Programm nur gängige Dokumente durchging. Bei Notepad++ stand als Typ von Haus aus *.* drin. Das bedeutet dass ausnahmslos jede Datei und jeder Dateityp mit eingeschlossen werden soll. Bei einer Suchphrase oder einem Wort nicht weiter tragisch. Ein einzelner Buchstabe hingegen sorgte dafür, dass Dreamweaver sich blindlinks sämtliche Bilder packte, deren Code umschrieb und ein Ergebnis zurück lies als hätte man eine Kamera zu fest auf den Boden geschlagen.
Und eine ähnliche Einstellung hatte auch die Verzeichniswahl. Wo Dreamweaver für gewöhnlich keine Angabe macht oder das aktuelle Verzeichnis inklusive Unterverzeichnisse heran zieht, überschrieb Notepad++ sämtliche Verzeichnisse auf den Festplatten. Damit war nicht nur die Seite, sondern auch das Backup, das komplette System und alle anderen Daten für die Katz.
Schadensregulierung
Die erste halbe Stunde versuchte ich ungläubig irgendetwas zu retten, was sich als hoffnungslos entpumpte. Auch ein Anruf bei einem örtlichen Labor für Datenrettung gab eine ernüchternde Prognose. Kunde musste also informiert werden, dass die Seite ein Totalschaden und die verfügbaren Backups bis auf sehr alte Fassungen hinüber waren. Zum Glück ein gemütlicher und stets optimistischer Geselle der noch darüber scherzen konnte, während meine Nerven blank lagen.
Faktisch war der Schaden im Rahmen. Die Seite lebte davon alle ein bis drei Wochen eine Bildergalerie der letzten Lager und Märkte zu präsentieren. Es gab wenig Informationen, nichts von essentieller Bedeutung, nur eine Menge nostalgische Erinnerungen, von denen die meisten Fotos unsortiert noch auf Datenträgern lagen.
Trotzdem, bei an die 5000 bearbeiteten Fotos war klar dass die Seite nicht von heut auf morgen wiederhergestellt werden könnte. Entsprechend war die Woche über eine Menge, sehr monotone Fließbandarbeit fällig um das Notwendige wieder hoch zu stellen.
Unerwartete Rettung
Am gestrigen Abend unterhielt ich mich mit dem Betreiber meines Servers. Der Vorfall lag eine Woche zurück, war auch nicht das Thema. Das Gespräch begann mit einigen Fragen zu einer Helpdesk-Software, ging weiter zu Diablo 3 welches uns ab Dienstag jede Menge Zeit kosten würde. Beiläufig erwähnte er, wie er es schon häufiger tat wenn er eine neue Lösung hatte für die er Tester suchte, einen Zugangsbereich mit Logindaten. Nur war es nicht wieder ein neuer vServer oder ein Admin-Backend welches getestet werden sollte, sondern eine bereits fest integrierte Software für den laufenden Server. Genauer gesagt eine Backup-Software die regelmäßig Kopien der Dateien anlegte, während die Datenbankbackups an anderer Stelle gespeichert wurden.
Der Rest war eine Sache von nicht einmal fünf Minuten. Drei Minuten um die Benutzerführung zu begreifen und das Verzeichnis zu suchen, zwei Minuten bis ein Backup von Monatsende eingespielt worden war. Die Seite die für ewig verloren schien war mit einem Mal wieder bis aufs letzte Bit rekonstruiert. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen welche Euphorie in diesem Moment durch meinen Körper schoß und die Felsen nur so von meinem Herz prügelte. An dieser Stelle ein weiteres Mal ein herzliches Dankeschön an TMKIS Internet Services, mit einem unvergleichlichen Support und Hilfe, die selbst dann immer das Richtige parat hat, wenn man nicht einmal danach gefragt hat.
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