Obwohl man seit Monaten fast täglich damit rechnet. Nun war es so weit. Vor einigen Tagen verstarb Großvater, der das letzte halbe Jahr leider schon nur noch ein bettlägriger Pflegefall war. Der Krebs hat gesiegt und es ist besser so. Gerade auf die letzten fünf Wochen hin hat man ihm deutlich angesehen, dass ein friedliches Einschlafen der größte Segen für ihn wäre. Kaum noch in der Lage Notiz von seinem Umfeld wahr zu nehmen, kraftlos und kaum mehr in der Lage Nahrung zu sich zu nehmen. Auch wenn es in der Familie einige Spannungen gab, sind letztendlich alle froh darüber, dass die Lebenserwartung kürzer ausfiel als vom Arzt prognostiziert. Dieses Leiden noch vier weitere Monate zu ertragen, würde ich niemanden wünschen.
Die Andacht und Beisetzung fand in einer sehr kleinen, aber geschmackvoll anzusehenden Kapelle mit angrenzenden Friedhof statt. Der geistliche Beistand wurde von einem sympatischen, vertrauensvollen älteren Mann und langjährigen Nachbarn der Familie abgehalten. Kaum fünfzehn Minuten, kurz und knapp auf das Wesentliche gebracht mit überwiegend persönlichen Widmungen. Ungewöhnlich aber ein sehr willkommenes und schönes Konzept. Hier merkte man dass man einander kannte und es nicht nur die traurige Pflicht war, die dem letzten Geleit beiwohnte.
Im Beisein enger Verwandter und Nachbarn wurde die Urne an einem sonnigen Ort am Rande des Friedhofs zu ihrer letzten Ruhe gebettet. Am Grab wurde mir erst so richtig bewusst wie wenig ich meinen Großvater über all die Jahre eigentlich gekannt habe. Er lebte sehr zurückgezogen, traute sich kaum aus seinem Zimmer heraus wenn wir zu Besuch waren. Lediglich für Mahlzeiten sah man ihn außerhalb seines Raumes, in dem er Erinnerungen stapelte und zurückgezogen lebte. Zurückblickend ein befremdlich, merkwürdiger Gedanke.
Anschließend ging die Fahrt zurück ins Pflegeheim, von wo aus wir wegen Großmutter gestartet hatten und ihres Zustandes wegen auch die Feierlichkeit abhielten. So hatte sie die Möglichkeit sich jederzeit auf ihr Zimmer zurück zu ziehen, wenn ihr die Anstrengung zu groß werden sollte. Das Personal war so freundlich dafür einen Speißesaal bereit zu stellen und in ruhiger Atmosphäre konnte die Familie noch einmal das Vergangene verarbeiten und noch offene Fragen klären. Die Stimmung war dank der locker gehaltenen Beisetzung weit weniger angespannt als befürchtet. Fast hätte es wie ein Familientreffen gewirkt.
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